Klimaneutrale Bestattung

Klimaschutz bis über den Tod hinaus. Die Auswirkungen auf das Klima spielen auch bei der Wahl der Bestattungsart eine Rolle. Die Frage nach einer klimaneutralen Bestattung wird immer häufiger.

Was ist eine klimaneutrale Bestattung?

Wer nachhaltig und umweltbewusst lebt, möchte auch mit der eigenen Bestattung keinen großen CO2-Fußabdruck hinterlassen. Mit einer klimaneutralen Bestattung eröffnen sich neue Möglichkeiten. Die sogenannte Reerdigung ist nach eigenen Angaben eine dieser Bestattungsarten. Dabei „verwandelt“ sich der Leichnam in Kompost und geht mit der anschließenden Beisetzung wieder in den natürlichen Kreislauf der Natur über. Da die Reerdigung ohne Sarg und Einäscherung auskommt, wird sie zu den klimafreundlichen Bestattungsarten gezählt.

Was passiert bei der Reerdigung?

Umwandlung in Humus durch moderne grüne Technologie
Bei der Reerdigung wird der Verstorbene in einem sargähnlichen Behälter, dem sogenannten Kokon, auf Heu und Blumen gebettet und kompostiert. Mithilfe von Mikroorganismen und moderner grüner Technologie startet der Zersetzungsprozess. In einem Zeitraum von etwa 40 Tagen wird der Leichnam zu Kompost.

Standort des Kokons
Derzeit gibt es mehrere Reerdigungen im Rahmen eines Pilotprojekts (u.a. in Mölln), in dem die Reerdigung erprobt wird. Dort befindet sich der Kokon in der Friedhofskapelle. Zukünftig soll die Kompostierung in sogenannten Alvarien (der umgebende Raum um einen Kokon) stattfinden. Alvarium ist das lateinische Wort für Bienenkorb.
 

Wie erfolgt die Beisetzung und wie viel CO2 wird gespart?

Ablauf der Beisetzung

Nach der Zersetzung wird der Kompost aus dem Kokon entnommen und in ein Erdgrab gelegt. Der Aushub innerhalb der bodenaktiven Schicht (60 bis 70 cm Tiefe) wird dann bedeckt mit mindestens 20 cm Friedhofserde. Ein Grabstein kann im Vorfeld gesetzt werden. Die Hinterbliebenen haben die Möglichkeit, das Grab in üblicher Weise zu bepflanzen, zum Beispiel mit einem Rosenstock, Stauden oder Bodendeckern.

 

CO2-Ersparnis

Verglichen mit der Feuerbestattung spart die Reerdigung bei jedem Verstorbenen etwa eine Tonne CO2. Der Leichnam liegt in einem Kokon auf Stroh, Heu und Blumen und wird auf natürliche Weise kompostiert. Für eine optimale „Transformation“ werden Feuchtigkeit, Temperatur und Sauerstoff im Inneren des Kokons kontrolliert und gesteuert. Bei der Zersetzung durch Mikroorganismen entstehen Temperaturen von bis zu 70 Grad. Ein natürlicher Prozess, der (nach Angaben des Anbieters) ohne zusätzliche Energie, Ressourcen und chemikalische Zusätze vonstattengeht.
 

Unsere Leistungen

Information über die Möglichkeiten der klimaneutralen Bestattung

Die Beratung zu möglichen Bestattungsarten zählt zu den Aufgaben des Bestatters. Wir informieren Sie sowohl über bekannte als auch über neue, nachhaltige Formen der Bestattung. Neue Entwicklungen wie die „Reerdigung“ erweitern das Portfolio um eine klimafreundliche Variante, die wir Ihnen gern näher erläutern.

Wichtige Fakten zur klimaneutralen Bestattung:

Was kostet die Reerdigung? aufklappen zuklappen

Die Kosten einer Reerdigung sollen etwa 2.900 Euro betragen.

Wo wird die Reerdigung angeboten? aufklappen zuklappen

Die Reerdigung ist ein neues Bestattungsverfahren. Derzeit laufen dazu verschiedene Pilotprojekte mit Sondergenehmigung, zum Beispiel im schleswig-holsteinischen Mölln. Aktuell ist das Verfahren in Deutschland noch nicht zugelassen. In den USA existiert diese Bestattungsform bereits seit dem Jahr 2021.

Für wen eignet sich die klimaneutrale Bestattung? aufklappen zuklappen

Wer sich sein Leben lang für einen schonenden Umgang mit der Natur eingesetzt hat und bei seinem Ableben einen möglichst kleinen CO2-Fußabdruck hinterlassen möchte, kann sich klimaneutral bestatten lassen. Da die „Transformation“ einer Reerdigung mehrere Wochen dauert, kann diese Zeit für Hinterbliebene besonders trostspendend sein.

Wie lange dauert die Totenruhe bei klimaneutralen Beerdigungen? aufklappen zuklappen

Es gelten immer die vom Friedhofsträger festgelegten Ruhezeiten: Somit gelten z. B. auch für Reerdigungen die gleichen Ruhefristen wie bei Erdbestattungen. Diese betragen in der Regel zwischen 20 und 30 Jahren. Auf Friedhöfen sind die örtlichen Gegebenheiten verschieden. Daher fällt die Zeitspanne unterschiedlich lang aus. Je nach Art des Grabes besteht die Möglichkeit, die Ruhezeit zu verlängern.

Der Friedhof als Grabstätte: auch bei Reerdigungen Pflicht

Angesichts der Rechtslage gilt in allen Bundesländern Deutschlands der Friedhofszwang (Friedhofspflicht). Sowohl bei der Erd- und Feuerbestattung als auch bei der klimaneutralen Bestattung oder Reerdigung besteht die Pflicht, die Verstorbenen an den dafür vorgesehenen Orten zu bestatten. In der Regel sind das die kommunalen und kirchlichen Friedhöfe. Dabei ist der Friedhof frei wählbar. Der Zwang, einen bestimmten Friedhof zu nutzen, besteht nicht. Eine Bestattung außerhalb des Friedhofs ist nur in den gesetzlich vorbehaltenen Ausnahmefällen zulässig, beispielsweise bei einer Seebestattung. Mit besonderer Genehmigung können private Bestattungsorte betrieben werden.

Häufige Fragen zur klimaneutralen Bestattung

Was bleibt nach der Kompostierung im Kokon übrig? aufklappen zuklappen

Bei der Reerdigung bleiben nur künstliche Körperteile wie zum Beispiel Hüftgelenke zurück. Knochen werden im Nachgang verfeinert und zusammen mit dem Kompost beigesetzt.

Sind Urnen kompostierbar? aufklappen zuklappen

Jede Urne löst sich über die Jahre auf und wird im Erdreich abgebaut. Mittlerweile gibt es Biournen, die sich schneller zersetzen und keine umweltschädlichen Rückstände hinterlassen. Auf vielen Friedhöfen sind Biournen mittlerweile vorgeschrieben (z. B. im FriedWald© und RuheForst©). Die Asche von Verstorbenen ruht dann in biologisch abbaubaren Urnen, die unter Bäumen beigesetzt werden. Auch eine unbehandelte Holzurne ist eine biologische Urne.

Wie schnell löst sich eine Urne auf? aufklappen zuklappen

Innerhalb der Ruhezeit von bis zu 30 Jahren muss sich die Urne vollständig zersetzt haben. Auf vielen Friedhöfen dürfen nur Urnen beigesetzt werden, die sich innerhalb von 15 Jahren auflösen, wie zum Beispiel Flüssigholz- und Buchenholz-Urnen.

Welche Bestattungsart ist besonders nachhaltig? aufklappen zuklappen

Die herkömmlichen Erdbestattungen gelten als wenig nachhaltig. Für die Produktion des Sargs werden wertvolle Ressourcen verbraucht. Zudem können Sargmaterial und Innenausstattung umweltschädliche Stoffe enthalten. Aber auch die Feuerbestattung hat durch die damit einhergehende Einäscherung eine eher negative Klimabilanz. Es gibt Ansätze, Bestattungen in Deutschland klimaneutral zu gestalten, zum Beispiel mit der Reerdigung. Aber auch die Feuerbestattung soll klimaneutraler werden. Zum Beispiel in Traunstein in Bayern: Die Kühlhäuser, in denen die Verstorbenen auf die Einäscherung warten, werden mit Ökostrom der örtlichen Stadtwerke betrieben (100 Prozent Wasserkraft). Die Öfen werden mit Bio-Methan aus nachwachsenden Rohstoffen betrieben. Und die Abwärme wird genutzt, um angrenzende Gebäude zu heizen.

+49 (0) 40 258 055 Nachricht schreiben